Wandermoos

»›Erinnerst du dich an die Steinrinde?‹ Sie waren wieder, kaum überraschend für Zwerge, in einer Höhle unterwegs.

›Das letzte Mal hätte ich sie fast in Brand gesteckt.‹ Ombrosch erinnerte sich genau. Die Höhle mit der Steinrinde war staubig und trocken gewesen. Hier roch es muffig und abgestanden.

›Wächst sie hier?‹

›Nein.‹

›Aber etwas anderes?‹ Wie so häufig, sprach der junge Zwerg schneller, wenn er etwas wissen wollte. Nortgram, der ältere Zwerg, wusste das allzu gut, blieb aber in diesen Fällen besonders ruhig. ›Warte ab. Wir sind gleich da.‹ Die Stille wurde nur von ihren Schritten durchbrochen.

›Psst, sei still.‹ Das Licht fiel in den nächsten Abzweig. ›Und?‹ ›Es sieht aus wie Moos.‹ Unvermittelt rollte sich das Moos zu kleinen Bällen zusammen. Aber nicht nur das. Es bewegte sich.

›Schnell. Folgen wir ihm.‹ Sie mussten rennen, um den flinken Moosballen zu folgen. ›Wohin will es denn?‹

›Zum Wasser.‹ Vor der nächsten Abzweigung hörten die Zwerge ein Plätschern. Die Verfolgungsjagd des Mooses war letztlich von Erfolg gekrönt, und sie gelangten in eine große Kaverne mit einem kleinen Wasserlauf. Das Moos war früher angekommen und hatte sich bereits in seine Ruheform gebracht. Ein leichtes Pfeifen kam aus Ombroschs Mund. Sein Lehrer lächelte wissend.

›Es heißt Wandermoos und hat ein eigenes Gespür für Wasservorkommen. Bei günstigen Gelegenheiten kannst du dem Moos folgen und gelangst zu einer Quelle. Steinrinde fürs Feuer, das Moos fürs Wasser.‹

›Ein nützliches Gewächs.‹

›Ja. Es lässt sich auch verarbeiten. Wir brauchen ein Feuer.‹

Einige Augenblicke später hatten sie dank der Rinde mit Leichtigkeit ein kleines Feuer entzündet. Nortgram hatte eine Schale mitgebracht. ›Wir müssen einen Moosballen zu Asche verbrennen. Diese wird dann mit Speiseöl vermischt und eingenommen. Damit geht das Gespür für nahegelegene Wasserquellen für einige Stunden auf den Anwender über.‹

›Ich weiß dann also instinktiv, wo sich Wasser befindet?‹

›Exakt. Es kann dein Leben retten.‹ Ehrfürchtig starrte der junge Zwerg auf Moos und Feuer.«
—aus Zwölfmal zwölf Aventheurer – Band XXIII: Im Griff der Todesranke, Pollenstaub der siebten Sphäre oder Was uns der Folianth der Kreutherkunde nicht lehrte, Druckerei Stührmann & Mezzani, Grangor, 1041 BF

Was weiß mein Held über Wandermoos?

• QS 1: Wandermoos rollt sich bei Trockenheit zu kleinen Ballen zusammen und kullert umher, bis es Wasserpfützen findet, die es absorbieren kann. Man findet es in feuchten Höhlen und Gängen.
• QS 2: Es scheint den Weg zur nächsten Feuchtigkeitsquelle zu spüren und irrt sich nie in der Richtung, wenngleich es seine Umgebung anscheinend nicht wahrnehmen kann und so häufig zwischendurch vom Weg abkommt.
• QS 3+: Wenige Pflanzenkundler und jene, die in Höhlen und Schächten umherklettern, wissen, dass die Fähigkeit, Wasser zu erspüren, bei Verzehr des eingelegten Mooses für eine Weile auf den Anwender übergeht.