Höllenkraut

»Das Regenwasser tropfte langsam durch die Blätter. Mumpoto setzte einen Fuß vor den anderen und ging leicht in die Knie. Sein Kopf drehte sich leicht nach links und stoppte. ›Rascheln?‹ Seine Sinne waren geschärft. ›Darf mich nicht verraten. Muss lautlos sein.‹ Der Bambusköcher mit den Pfeilen bewegte sich noch leicht an seiner Seite. Er war auf der Jagd. Die Pflanzen des Regenwaldes bildeten ein dichtes Knäuel aus Ästen und Blättern. Seine Beute wurde nur spärlich durch die wenigen Lücken des Wuchses sichtbar. Die Verwendung des Blasrohrs benötigte viel Übung, denn es saß mitten zwischen den Augen. ›Ziel und Blasrohr gleichzeitig ansehen – mit beiden Augen. Sonst unscharf.‹ Ein Treffer war entscheidend. ›Egal, wo. Wurara hilft.‹ Der Name gehörte zu einem Waffengift, das aus dem Höllenkraut gewonnen wurde. Jene Schlingpflanze hatte fingerdicke Ranken von grünbrauner Farbe und trug gelbe Blüten. Meist wuchs sie in der Höhe unter den Wipfeln der Mammutbäume, da sie Sonnenlicht suchte. Die inneren Fasern der Pflanze wurden mit Kalk eingekocht und ergaben das Gift. Das Gift störte Mumpoto nicht. ›Hat keine Wirkung.‹ Bei einem Treffer verursachte der Giftpfeil Muskelschäden, Sehstörungen und Kälteschauer. ›Hilft gut gegen Schuppenwesen. Mögen keine Kälte.‹ Mit geübten Schritten tänzelte er durch den Dschungel und hielt abrupt an. Eine Hand machte den Pfeil bereit, die andere führte das Blasrohr zum Mund. Seine Augen bewegten sie nicht und warteten auf die Bewegung. ›Gleich.‹ Der Körper einer riesigen Schlange wand sich über den Boden. ›Jetzt.‹ Lautlos flog der Pfeil los und traf sein Ziel. Das Tier zappelte. Die Schlange suchte ihren Gegner, aber fand nur den Giftboten. ›Warten, aber nicht lang.‹ Langsam näherte er sich und feuerte noch einen Pfeil ab. Er traf das Ziel etwas höher als der erste. Seine Hand berührte die Stirn und anschließend seine Brust. Es war ein Abschiedsgruß an das Tier. ›Lasse dich ziehen, Geist. Geh du zu den Deinen.‹ Nachdem er die Schlange erreicht hatte, erlöste er das Tier schnell. Seine Ohren horchten. ›Nicht allein.‹ Ein weiterer Jäger war in der Nähe. ›Muss wohl kämpfen.‹ Mumpoto nahm einen weiteren Pfeil in die Hand. Sein Konkurrent pirschte sich heran. ›Ein Raubtier.‹«
—aus Zwölfmal zwölf Aventheurer – Band XXIII: Im Griff der Todesranke, Pollenstaub der siebten Sphäre oder Was uns der Folianth der Kreutherkunde nicht lehrte, Druckerei Stührmann & Mezzani, Grangor, 1041 BF

Was weiß mein Held über Höllenkraut?

• QS 1: Höllenkraut windet sich um große Regenwaldbäume und wächst dem Licht rasend schnell entgegen, wenn sich einmal eine Lücke im Blattwerk auftut.
• QS 2: Aus Höllenkraut lässt sich mit geringem Aufwand das Nervengift Wurara herstellen, indem man die Fasern der Ranke mit kalkhaltigem Wasser einkocht. Es wurde ursprünglich von den Waldmenschen für die Jagd entwickelt.
• QS 3+: In Verbindung mit sympathetischen Ingredienzien entfaltet das Nervengift der Ranken eine zerrüttende Wirkung auf den Geist. Das entstehende Elixier ist in Südaventurien als Angstgift bekannt und wird zur Selbstverteidigung von wohlhabenden Reisenden geschätzt.