Schleichender Tod

»Das Spiel ist längst vorbei, aber nicht zu meinen Gunsten. Loriban packte seinen Rucksack, schüttelte den Kopf und schlug mit der Faust auf sein Strohkissen. Jetzt musste er die Flussufer und Waldränder außerhalb Mengbillas absuchen. Die Boltankarten waren zu verlockend gewesen. Wer hätte schon bei dem Blatt eine Niederlage ahnen können. Er setzte sich auf das Bett und ließ den Kopf hängen. Das Spielen hatte ihn wieder im Griff, nicht umgekehrt. Selbst schuld. Zahlen oder nie wieder zurückkommen. An glänzenden Münzen besaß er nicht genug, aber der Gewinner hatte eine Vorliebe für Rauschmittel. So war er einen Handel eingegangen, um dem faulen Fettsack gute Zeiten zu bereiten. Ausgerechnet Samthauch. Das ist richtig teuer. Es half nichts. Fortlaufen hätte er können. Aber wohin? Vanja, die Gehilfin eines Alchimisten, war seine Schwester und hatte für ihn in der Nacht wichtige Dinge aus zwei dicken Büchern abgeschrieben. Ein erfahrener Pflanzensucher war er trotzdem nicht. Die Pflanze, aus dem der Samthauch gewonnen wurde, hieß Schleichender Tod. Na vielen Dank auch, wenn es so weitergeht. Sie gehört zu den Orchideengewächsen. Wie sieht sowas aus? Vanja hatte Anmerkungen gemacht. Ähnlich Vanille, auch Orchidee. Das Gewürz und die gelbe Blüte kannte er. Die gesuchte Pflanze hatte etwas hellere weißgelbe Blüten mit meist roten Blütenpollen. Die Blüte riecht ekelhaft süß – also ein süßer Tod. Seine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Die Pollen werden als Samthauch bezeichnet und von Ingerimm bis Rahja geerntet. Manche nennen den Blütenstaub auch Scharlachkatze. Was hatte sie da geschrieben? Klammer oder Tücher für Mund und Nase mitnehmen? Die Frage löste sich schnell. Nicht einatmen. Loriban fasste für sich zusammen. Eine Wäscheklammer für die Nase stibitzen, einen Schal vor den Mund binden oder die Luft anhalten. Handschuhe hatte er selbst. Pinsel zum Abstauben der Blüten. Na gut. Das war komplizierter als gedacht. Die Blüten wurden getrocknet oder in Papiertüten abgefüllt. Der Samthauch war eine mögliche Zutat für Liebestränke. Auf was hatte er sich da eingelassen …?«
—aus Zwölfmal zwölf Aventheurer – Band XXIII: Im Griff der Todesranke, Pollenstaub der siebten Sphäre oder Was uns der Folianth der Kreutherkunde nicht lehrte, Druckerei Stührmann & Mezzani, Grangor, 1041 BF

Was weiß mein Held über Schleichenden Tod?

• QS 1: Schleichender Tod ist eine blassgelbe Orchidee, deren Pollen, prominenter als die Pflanze selbst, als Samthauch gehandelt werden. Als Rauschmittel eingenommen bewirkt es Ekstase und lebhafte Träume. Die Pflanze wächst vornehmlich auf höheren Pflanzen in Regenwäldern, um viel Licht zu bekommen.
• QS 2: Im alanfanischen Boronritus wird Samthauch von vielen höheren Geweihten regelmäßig eingenommen, während den unteren Rängen Schwarzer Weihrauch zur Meditation genügen muss. Allerdings erfordert Samthauch eine sorgfältige Dosierung, um nicht tödlich zu wirken.
• QS 3+: Samthauch ist eine Hauptzutat von vielen Liebestränken, aber ebenso dem begehrten Mengbiller Bannbalöl, das Freunde auf Zeit verschafft und Regenbogenstaub, der prophetische Träume erzeugt.