
Aventurisches Herbarium II
»Ihr guten Leute, ihr glaubt, dass alle Pflanzen die Gaben Peraines sind? Ich wünschte, dies würde stimmen. Ich kann euch berichten, dass ich auf meinen Reisen so ziemlich jeder Blume, jedem Baum und jedem Kraut Beachtung schenke, ich weiß, warum es Egelschreck, Efeuer und Gulmond gibt. Alles hat seinen, von Peraine vorbestimmten, Zweck. Gebt euch jedoch nicht der Täuschung hin, dass alles, was auf Dere wächst, von der Göttin stammt. Oh, dieser dreizehnmal verfluchte Purpurmohn beispielsweise. Er ist ein Werk des Namenlosen. Man kann es der Pflanze doch bereits an ihrer Farbe ansehen. Und der Mordpilz! Ich glaube kaum, dass der Segen einer freundlichen Göttin auf ihm liegt. Ein niederhöllisches Ding. Bei manchen Pflanzen bin selbst ich mir nicht sicher, wie Peraine über sie denkt. Ilmenblatt wächst offenbar überall und kann als Heilmittel wahre Wunder vollbringen. Allerdings scheinen mir Rauschmittel doch eher nichts zu sein, was perainegefällig ist. Rahja und Boron mögen mir vergeben, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das meiner Göttin gefällt. Aber sei’s drum.
Bei manchem Gewächs bin ich mir wirklich nicht ganz sicher, was es damit auf sich hat. Ich habe mich oft mit meiner Gefährtin Mirhiban, einer Magierin und gelehrten Frau, sowie meiner Freundin Rowena unterhalten. Sie sind ebenfalls in der aventurischen Flora bewandert, aber selbst wir gemeinsam können nur erahnen, was sich Peraine bei dem Jagdgras oder der Rauschgurke gedacht hat.
Aber vielleicht hinterfrage ich zu viel. Wir sollten alle glücklich darüber sein, wie reichhaltig der Pflanzenschatz unserer Welt ist. Es gibt so viele Heilpflanzen, die gegen Krankheiten und Gifte helfen, Wunden sauber halten, sodass kein Wundbrand entsteht, und weitere angenehme Wirkungen zeigen. Und bei vielen Pflanzen mag noch Zeit vergehen, bevor wir Menschen herausfinden, welcher Plan Peraines dahintersteckt.«
—Bruder Hilbert aus Auen, Perainegeweihter, neuzeitlich