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Kulturpflanzen des Tiefen Südens und Maraskans

Weite Teile des Tiefen Südens, der Waldinseln und Maraskans sind von üppiger, kaum zu zähmender Natur geprägt und nur unter Mühen gelingt es, ihr Flächen abzuringen. Dauerhaft ist dies meist nur im Umfeld von Dörfern und Städten zu bewerkstelligen. Wagemutige Bauern und skrupellose Sklaventreiber dringen jedoch immer wieder in den Dschungel vor, um dort profitable Plantagen zu errichten, wobei die in den Dampfenden Dschungeln lebenden Waldmenschen und Utulus ihre eigenen Verfahren zur Kultivierung von Nutzpflanzen entwickelt haben.

Getreide des Tiefen Südens und Maraskans

Zuckerrohr wird mitunter als „maraskanisches Getreide“ bezeichnet, obgleich es weniger anderen Getreidepflanzen ähnelt, sondern eher dem Brabaker Rohr.

Ursprünglich stammt Zuckerrohr von Maraskan, wird inzwischen aber in ganz Südaventurien angebaut. Vermehrt wird es über Stecklinge, die schnell wurzeln und wieder austreiben. Es sind die ganzen Halme, die geerntet und danach gepresst werden. Mit Hilfe verschiedener Methoden lässt sich daraus süßer Saft gewinnen, der eingedampft zu hellbraunem Zucker auskristallisiert. Ein Nebenprodukt ist süße Melasse, aus der Rum gebrannt wird. Besonders bekannt ist der maraskanische Rum namens Offenbarung der Zwillinge.

An echten Getreiden werden vornehmlich Mais, Hirse und Reis angebaut. Reis gilt als wichtigstes Nahrungsmittel des aventurischen Südens, obgleich sein Anbau ein mühsames Unterfangen ist. Zunächst werden Schösslinge aus Saatreis gezogen, die nach den halbjährlichen Hochwässern der großen Flüsse in Felder umgesetzt werden, welche häufig terrassenförmig angelegt sind. Da die Felder für Unkraut sehr anfällig sind, werden sie meist geflutet, obgleich das nur träge fließende Wasser Blutsauger anlockt und in der Sonne schnell zu stinken beginnt. In der Regel wird Reis zweimal jährlich geerntet und als Grütze oder lose gekochte Körner zubereitet.

Obst & Gemüse des Tiefen Südens und Maraskans

Auch hier werden Gartenbohnen, Erbsen, Kichererbsen und Linsen, Tomaten, Gurken sowie eine Vielzahl von Kürbissen und Zwiebeln angebaut. Um Dörfer und Städte des Südens herum werden zudem Knollengewächse kultiviert, beispielsweise die Yamswurzel. Shatakwurz (Maniok) wird auf großen Feldern angebaut, um Arme und Sklaven zu ernähren. Der oberirdische Teil besteht aus hohen, farnartigen Wedeln, die gelb werden und abfallen, sobald die großen, spindelförmigen und schwarzviolett schimmernden Wurzelknollen reif sind. Die Knolle kann roh gegessen, zu Brei verkocht, aber auch getrocknet und dann gemahlen werden. Roh schmeckt Shatakwurz zart nach Bittermandeln und ist leicht giftig. Wird sie regelmäßig so verzehrt, führt dies zu schweren Erkrankungen, und selbst wenn sie gekocht werden, senkt ständiger Genuss die Lebenserwartung. Dennoch ist sie für viele Menschen die einzige Alternative zu einem noch früheren Hungertod.

Für einige Stämme der Waldmenschen ist die Sakowurzel (Tahaya: Sakotaq; „nahrhafte, spitze Gebüschwurzel“) eine wichtige Nahrungsquelle. Die kräftigen Stängel der Sakopflanze sind äußerlich grün bis violett, dicht behaart sowie verzweigt und innerlich hohl. Ihre großen Laubblätter laufen spitz zu und sind gezähnt, die etwa handgroßen, gelben Blüten ähneln kleinen Praiosblumen. Die Pflanze bildet ein halbes bis zwei Dutzend spindelförmige, gelb— bis rötliche Knollen. Sie sind sehr wasserreich, schmecken süß und können roh verzehrt werden, werden aber meist gekocht oder in der Glut gegart. Aus den getrockneten Blättern lässt sich ein tiefgrüner, scharf-fruchtiger Tee herstellen, der bei regelmäßigem Genuss belebend wirkt.

Als Urvater aller Kartoffeln gilt die Iltok-Knolle (Süßkartoffel), die bornische Kauffahrer von der Insel Iltoken mit in die Heimat nahmen, wo sie weiterkultiviert wurde und ihren Siegeszug durch Nordaventurien antrat. Die Süßkartoffel ist eine mehrjährige Kletterpflanze, deren krautige Triebe sich ohne Rankhilfe kriechend über den Boden bewegen. Iltok-Knollen bilden nur selten Blüten, die dann meist weiß oder helllila sind und jeweils nur wenige Stunden blühen. Die Knollen nehmen verschiedene Formen an, von nahezu kugelförmig bis lang und spindelförmig, und können mehrere Stein schwer werden. Äußerlich sind sie rot, geschält orange. Sie sind vielseitig einsetzbar und ihr angenehmer, süßer Geschmack bleibt unabhängig von der Zubereitungsart erhalten. Roh sind sie jedoch nicht besonders wohlschmeckend und bei übermäßigem Verzehr nicht bekömmlich.

Auch im Tiefen Süden werden Zucker— und Wassermelonen angebaut. Arangenbäume gibt es vornehmlich östlich des Regengebirges. Ein weiteres Grundnahrungsmittel des Tiefen Südens ist die Banane, denn sie vermehrt sich leicht und jede Staude bringt von Anfang Ingerimm bis Ende Boron bis zu zehn Büschel hervor. Ein Büschel kann sich aus bis zu 20 sogenannten „Händen“ zusammensetzen, die wiederum 10 bis 20 Finger haben. Bananen sind sehr nahrhaft, können sowohl gelb als auch grün und unreif geerntet und dann gekocht, gebraten oder gebacken werden. Ebenso weit verbreitet sind der Tuzakapfel (Mango), die birnenförmigen grünen Früchte des Melonenbaums (Papaya) und die Frucht der klingenblättrigen Schopfpalme (Ananas). Im Tiefen Süden alltäglich, stellen sie weiter nördlich durch ihre Seltenheit vor allem Prestigeobjekte dar, die den Reichtum eines Gastgebers verdeutlichen.

Andere Nutzpflanzen des Tiefen Südens und Maraskans

Sowohl für Baumwolle als auch für Hanf sind die klimatischen Bedingungen des Tiefen Südens günstig.

Pfeifenkraut stammt ursprünglich aus dem Regengebirge und wird von den Einheimischen Tabak genannt. Die Pflanze wird brusthoch und ihre großen Blätter sind sattgrün. Weder Schädlinge noch Parasitenpflanzen tun sich am Pfeifenkraut gütlich, und auch für Menschen ist der Verzehr giftig. Einheimische trocknen die Blätter und rauchen sie in Pfeifen, wohl auch, um fliegende Blutsauger wie Stechmücken zu vertreiben. Tabak wird in Plantagen angebaut. Entlang des Regengebirges und auf den Waldinseln wird vor allem Mohacca gezogen, der stärkste und dunkelste Tabak Aventuriens. Von Südmaraskan stammt das mittelbraune und würzige Sinoda— Kraut. Neben Pfeifen rauchen Waldmenschen auch Cigarren, wie sie zerschnittene und in ganze Mohacca— Blätter eingerollte Tabakrollen nennen – eine Sitte, die sich inzwischen auch reisende Abenteurer angeeignet haben. Alchimisten des Roten Salamanders warnen seit einiger Zeit, dass das der Pflanze innewohnende Gift sich möglicherweise im Körper anreichere und zu langfristigen Schäden führen könne. Die meisten Raucher tun dies jedoch als pure Spekulation sowie Spaßverderberei ab und qualmen fröhlich weiter.

Die überbordende Vegetation des Südens bringt viele Genussmittel hervor, darunter Süßholz, eine mehrjährige, krautige Pflanze mit gefiederten Blättern und violett-weißen Schmetterlingsblüten. Ihr Wurzelwerk ist außen gelbbraun, innen gelb und hat einen sehr süßen Geschmack. Angebaut wird Süßholz auf großen Plantagen im Tiefen Süden, nach der Ernte wird es ins Horasreich verschifft, wo unter Mühen aus geraspelten Süßholzwurzeln Lakritze hergestellt wird. Ebenfalls in Plantagen wird Kandis— oder Zuckerwurz (Brabaker Wurzel) gezogen, aus deren Wurzeln Saft gepresst wird, der zu Zucker auskristallisiert. Der Anbau der Brabaker Wurzel ist sehr aufwändig und wird vor allem in Gebieten mit Sklavenhaltung intensiv und mit großem Gewinn betrieben.

Häufig werden in solchen Pflanzungen auch Vragieswurzeln angebaut (siehe Aventurisches Herbarium Seite 66). Aus ihren verschlungenen, weiß-gelben Wurzeln lässt sich ein Saft pressen, der – ähnlich dem Süßholz – nach Lakritze riecht und zu Boronwein, einem starken Rauschmittel, weiterverarbeitet wird (siehe Aventurisches Herbarium Seite 80).

Bei den Waldmenschen seit Urzeiten eine bei Ritualen genutzte Kostbarkeit, ist Kakao durch die Kaiserwitwe Alara Paligan im Mittelreich populär geworden. Kakaobäume haben kräftige Stämme mit silbriger Rinde, schlanke, spitze Blätter und rosenrote sowie weiße Blüten, die jedoch nur wenige Stunden blühen. Die spitz zulaufenden, längs gerillten Früchte enthalten bis zu fünfzig violette Bohnen, aus denen nach einigen Arbeitsschritten das begehrte Kakaopulver entsteht. Auch im Tiefen Süden kommt Färberlotos recht häufig vor und wird stellenweise gezielt angebaut.