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Die Erschaffung eines Alraunigen Homunculus

Die Kunst der Erschaffung eines Willens in willenloser Materie, der eigenständig Diskurs und Schöpfung anstrebt und menschenähnliche Intelligenz besitzt, zeichnet den Alraunigen Homunculus als eine der größten Errungenschaften der Alchimie aus. Für die Prozedur müssen seltene und teure Ingredienzien beschafft werden sowie eine Alraune, die dem Erschaffer optisch (implizit: essenziell) ähnelt. Am schwierigsten ist es jedoch, die nötigen Informationen über das Rezept zu sammeln, welches nicht nur weitgehend unbekannt, sondern moralisch höchst umstritten ist.

Moral & Legalität

»Man ist sich einig über die moralische Bewertung eines solchen Bestrebens. Schwärzer noch als die durch die Bruderschaft der Wissenden regulierte Magie der Monstrositätenerschaffer ist die Erschaffung eines Homunculus. Denn da, wo der Wille des Daimonologen Einzug erhalte, ist bereits vorher Leben gewesen, das zur Verfügung gebrochen wird. Nicht nur eine Parodie des Lebens, die Tsa spottet, sondern ebenso ein Spucketropfen im Antlitze Praios’ ist das Wesen des Homunculus. Einer Pflanze magisch – widernatürlich – einen Willen zu schenken, gilt den Götterfürchtigen, so appelliere ich, als Anmaßung. Im göttlichen Plan ist ein freier Wille nur Wesen mit einer Seele zugestanden. Zudem wird, wie ich hörte, schon heute, als wir zum ersten Mal von dieser Praxis erfahren, bereits die Möglichkeit diskutiert, statt Pflanzen Vieh oder gar Frühgeborene zu intelligenten Dienern heranzuzüchten. Travia, lasst euch dies gesagt sein, schüttelt entsetzt, wenn nicht mitleidig, ihr Haupt. Was hier als wissenschaftlicher Durchbruch präsentiert werden soll, entpuppt sich vor den Augen der Götter als verzweifelter Wunsch: der Wusch, nicht nur eine Parodie des Lebens, sondern des Kindes zu erzeugen, obwohl all dies doch bereits auf andere Weise im göttlichen Plan vorgesehen ist.«
—Stellungnahme des Erzwissensbewahrers Hiradiel ibn Sindh ay Uru’Achin bei der ersten akademisch öffentlichen Präsentation des Codex Rei Cogitantis, Schule der variablen Form zu Mirham, 1042 BF

Homunculi sind kaum irgendwo ausdrücklich illegal, da sie der Öffentlichkeit mehr als Fiktion denn als Fakt bekannt sind. Mit heftigen Reaktionen muss jedoch gerechnet werden.

Gleichzeitig ist es nach keinem aktuellen Gildenrecht ausdrücklich legal, einen Homunculus jeglicher Art zu erschaffen und zu besitzen. Da die Kunst der Erschaffung, insbesondere der Alraunigen Homunculi, ein lange gehütetes Geheimnis mächtiger Hexen und einer Handvoll Alchimisten war, ist das Gildenrecht in diesem Fall nicht abschließend aussagekräftig. Unter naturverbundenen Hexen, Schamanen und Animisten wird ein Homunculus als Kuriosum, aber nicht notwendigerweise als gottlos, tabu oder böse bewertet werden. Bei Alchimisten, Giftmischern und Heilern sind Legenden über Homunculi verhältnismäßig verbreitet, sodass die Neugierde oft überwiegen dürfte. In all diesen Fällen wird die magische Natur des Wesens schnell erkannt werden, und ihre allgemeine Einstellung zur Magie wird die Reaktion der jeweiligen Person beeinflussen. Unter Geweihten und Gildenmagiern wird ein Homunculus wie ein Golem, Daimonid oder eine Chimäre wahrgenommen und je nach akademischem Hintergrund oder Strömung der Kirche mehr oder weniger toleriert. Nur Experten für magische Monstrositäten, Hexen, Alchimisten und die Kirche der Tsa und Hesinde haben einige Experten in ihren Reihen, die einen Homunculus und die Charakteristika seines Wesens identifizieren und von anderen magischen Wesen unterscheiden können, sodass sie im Vorhinein eine stärker ausdifferenzierte Meinung besitzen.