Gebirge
Die Art des vorherrschenden Gesteins prägt den Charakter von Gebirgen, und das Klima der Region bestimmt, in welcher die Höhe die Almregionen sowie die Baumgrenze liegen. Der besseren Orientierung wegen entfällt in diesem Kapitel eine Ordnung entsprechend dem Aventurischen Almanach zugunsten einer Aufzählung der jeweiligen Gebirge.
Nord— und Mittelaventurische Gebirge
Kalkgebirge: Finsterkamm, Trollzacken, Walberge, Phecanowald; Kalk und Marmor: Ehernes Schwert, Raschtulswall, Westseite der Hohen Eternen; Kreide: Windhagberge; Feuerstein: Westseite der Goldfelsen; Zwergische Urgesteinmassive: Ingrakuppen, Eisenwald, Koschberge, Beilunker Berge, Drachensteine; Schiefergebirge: Schwarze, Rote und Gelbe Sichel, Salamandersteine.
Kalkgebirge zeichnen sich durch schroffe Felsformen wie Zacken, Hörner, Kegel sowie Pyramiden aus. Oberhalb der Wolkendecke dominieren Steilwände, zerklüftete und kahle Hochflächen. Urgestein hingegen bildet ausgedehnte Massive aus glitzerndem Granit. Schiefergebirge sind bekannt für abgerundete Formen, die sich aus der Nähe als bizarre Türme, Tafeln und Schluchten entpuppen. Sichtbar liegen hier einzelne Platten aufeinander. Große Schutthalden und sommergrüne Almen sind allen drei Gebirgsarten gemein. Tagsüber wehen die Winde bergauf (Talwind), nachts bergab (Bergwind).
Ganze Flanken nord— und mittelaventurischer Gebirge sind von Lärchen oder Firunföhren bestanden. Bis zur Baumgrenze wächst die immergrüne Zirbelkiefer (Zirbe, Arve), die in jungen Jahren aufrecht und mit voranschreitendem Alter, wenn Wind, Schnee und Kälte sie beugen, immer bizarrer wächst. Ihre Zapfen sind eiförmig, und die darin enthaltenen ölhaltigen Zirbelnüsse schmecken nach Mandeln. Das helle Holz sondert einen angenehmen, schlaffördernden Duft ab. Wo das Wasser nicht versickert, wächst im Urgestein der Zwergengebirge die Grünerle. Die Latsche (Strauchkiefer) prägt Steilhänge und Almregionen mit bis zu drei Schritt hohen Gürteln und Solitärpflanzen. Sie zeigt lawinensichere Passagen an und bietet Zuflucht vor Drachen und Schneestürmen. Sträucher wie Barbaritze, Heidekraut und der Almrausch kommen ebenfalls vor. Letzterer bildet niedrige Matten, hat ledrige, runde Blätter und harzduftende Zweige. Er gilt als höchstwachsende Holzpflanze und soll Übergänge in die Anderswelt anzeigen. In Kalkgebirgen blüht das halbe Jahr über der Enzian. Sein Blütenkelch besteht aus fünf auseinandergebogenen Blättern, und aus seinen Wurzeln brennen Alchimisten einen bekömmlichen Schnaps. Besonders bekannt ist der im Spätsommer blühende Große Enzian mit mehreren blauen Kelchen. Nur in den Beilunker Bergen kommt Krokus vor. Oberhalb der Baumgrenze wächst das schenkelhohe Almgras in Schopfbüscheln. Im Fels gedeiht die wohl bekannteste Bergblume, das Edelweiß (Löwenfüßchen). Blätter, Stängel und Sternblüte sind bepelzt und strahlend weiß. Es zu verzehren, soll Tiefländlern gegen die Höhenkrankheit helfen, die sie in der dünnen Luft großer Höhen bisweilen befällt. Edelweiß zu pflücken, gilt Brillantzwergen zudem als ultimativer Liebesbeweis. Jenseits der Schneegrenze wiederum gedeihen allein Krustenflechten.
Südliche Gebirge
Kalkgebirge: Dscherim Nebachot, Berge von Jindir und Chalukistan, Awalkim, Aschubim, Stierbuckel, Thalusmassiv; Kalkhänge am Wüstenrand: Ostseite der Goldfelsen, Hohe Eternen und Eternen, Raschtulsturm; Wüstengebirge aus Sandstein: Khoramgebirge, Wal-el-Khomchra, Mhanek— Chanebi und Unau-Berge.
Auch die südlichen Kalkgebirge zeichnen sich durch schroffe Formationen sowie Steilwände und kahle Hochflächen aus. Gewässer sind sehr selten und der Bewuchs gering. Die bizarren Formen haben sie mit den Sandsteingebirgen gemein. Säulen, schmale und tiefe Schluchten sowie Brücken formen eine zuweilen skurrile Landschaft. Tagsüber ist es in beiden sehr heiß und trocken, nachts hingegen eiskalt.

Bis zur Baumgrenze dominiert trockentolerante Vegetation wie Goldpinien, Akazien und Yucca. Wilde Rose und Gespensterbaum gedeihen hier ebenfalls. Der etwa sechs Schritt hoch werdende Mandelbaum liebt heißes Bergland, vor allem das maraskanische. Seine Blätter zeigen sich zeitgleich mit den schönen weißen Blüten, die zu pflaumenartigen Früchten reifen. Deren Fleisch ist jedoch zäh, und so ist es der Kern, der begehrt ist und gerade Unauer Mandeln sind aus der tulamidischen Küche kaum wegzudenken.
Die überwiegend trockenen Almregionen lassen Silberund Eselsdistel ebenso gedeihen wie verschiedene Kakteen, Immortelle und Beifuß.
Südliche Regengebirge
Westseite der Eternen, Regengebirge oberhalb von Wolkendecke und Mittagsgewittern (2.000 bis 3.000 Schritt).
Bis zur Baumgrenze (2.500 bis 4.000 Schritt) herrscht regengrüner Wald (siehe Regenwälder auf Seite 116). Die Almregion jenseits davon ist das Reich von Kakteen, Gespensterbäumen, Akazien, Yucca, Geißblatt und Almrausch.
Gerade im Regengebirge gibt es eine Vielzahl bisher unerforschter Flora und Fauna.