Regenwälder
Die Echsensümpfe, Die Stadtstaaten Meridianas, Die Dampfenden Dschungel.Namentlich: Regenwald der östlichen Echsensümpfe und beiderseits des Regengebirges, Hochland von H’Rabaal, Syllanische Halbinsel, Großteil der Waldinseln. Regengrüner Wald der südelemitischen Halbinsel und größerer Waldinseln. Strandwald der meisten Waldinseln.

Der Regenwald ist vielgestaltig und voller botanischer Wunder. Teilweise sind die Bäume so hoch, dass auf ihnen lebende Tiere den Waldboden noch nie betreten haben. In diesen Bereichen spricht der Botaniker von Stockwerk— Urwald. Unterholz sowie Kraut sind überall dicht, beinahe undurchdringlich. Gewässer und Überschwemmungen sind häufig. Immergrüner Nebelwald entspricht in vielem dem Regenwald, wächst aber vornehmlich auf Berghängen und bis dicht unter die Wolkendecke (etwa 2.000 Schritt). In der Ebene und an Stränden dominiert feuchter Laub— und Palmwald mit mäßigem Unterholz und Krautbewuchs. Es ist sehr heiß und schwül in diesen Gefilden. Jeden Tag um die Mittagszeit gewittert es und in den beiden Regenzeiten (Rondra/Efferd und Tsa/Phex) kommt es zu starken Niederschlägen. Die Wolkenbildung über den Regenwäldern ist extrem. Vorherrschende Winde sind im Westen der Horoban und im Süden der Siral.
Nur wenige Giganten behaupten sich im überhohen Regenwald. Der Höchste ist mit bis zu 75 Schritt der Alveranspfeiler. Sein Stamm ist auffallend schlank und längs gerippt. Er bildet bis zu 30 Schritt lange herabhängende Luftwurzeln und harte, ohrenförmige Blätter mit gelbem Rand. Seine Früchte sind tiefblau und hängen in Trauben von bis zu einem Schritt Länge von den Ästen. Nur unwesentlich niedriger wird der Drachenflügelbaum. Seinen Namen hat er von seinen riesigen, harten Blattwedeln die mit ihren grellgelben oder feuerroten Adern beinahe wie die Flügelhaut eines Drachen wirken. Sein Stamm ist dick, aber hohl und von bis zu acht Schritt hohen Brettwurzeln umgeben. Nahe dem Stamm hängen dichte Trauben feuerroter Lippenblüten und braunroter Kätzchen. Waldelefanten lieben das saftige Innenholz des Elefantenbaums und verstümmeln halbwüchsige Bäume häufig auf der Suche nach der begehrten Nascherei. Ausgewachsene Bäume werden von ihrer zerfurchten Rinde, dem harten Holz und vor allem seinen den Stamm umgebenden Stelzwurzeln vor solchen Angriffen geschützt. Der Elefantenbaum wird bis zu 60 Schritt hoch, bildet zwei Schritt lange gefiederte Sägeblätter und kleine gelbliche Trichterblüten, die zu schwarzen Nüssen reifen. Im mittelhohen Regenwald dominieren dem Boron heilige Bäume, allen voran der im Bergland vorkommende Ebenholzbaum. Er wird 40 Schritt hoch, hat eine glatte Rinde, tiefschwarzes, betäubend duftendes Holz und gilt als Inbegriff des Edelholzes. Zu Asche verbrannt ist es eine alchimistische Zutat, die beispielsweise dem Gift Drachenspeichel seine tödliche Wirkung verleiht. Das gelbe Harz wird hingegen als Weihrauch verwendet. Die Blätter des Ebenholzbaums sind beidseitig gefiedert, und er blüht in herrlichen, weinroten Trauben. Der Mohagoni (tul.: zedrach, fälschlich: ‚Bornszeder‘) ist Boron und auch den Mohas heilig. Er wird ebenfalls 40 Schritt hoch, hat Stelzwurzeln, kleine Blätter und bildet Rispen purpurner Blüten, die fliederähnlich duften. Sein Holz ist von einem golden glänzend-dunklem Rotbraun und gilt als das schönste aller Edelhölzer. Zudem ist es witterungsbeständig, und die Waldmenschen des Festlandes fertigen mit Vorliebe Boote, Waffen und Werkzeuge daraus. Darüber hinaus ist es für Dekor und Artefakte sehr beliebt. Bis zu zehn Schritt hoch und sternförmig um den Stamm des Brettwurzelbaums angeordnet sind die namensgebenden Wurzeln, die dem Baum seine besondere Standfestigkeit verleihen. Wie die vorgenannten Bäume wird auch er 40 Schritt hoch und hat pfannengroße hellgrüne Blätter mit cremeweißem Rand. Aus seiner Rinde fertigen Waldmenschen beinahe alles von Hüttendächern über Lendenschurze bis hin zu Gefäßen. Lianen, im Boden wurzelnde und dann an Bäumen emporklimmende sowie verholzende Kletterpflanzen kommen im Regenwald überall vor, umwinden Stämme und Äste oder baumeln von solchen herab.
Der halbhohe Regenwald ist weitverbreitet und verfügt über eine große Vielfalt an prägenden Pflanzen, wie beispielsweise den zehn Schritt hohen Tulpenbaum. Namensgebend sind seine großen, tulpenartigen gelb-orangen Blüten. Auch seine vierlappigen Blätter sind sehr groß und von schöner Form. Nicht mehr aus den Hainen im Land der Ersten Sonne und dem Horasiat wegzudenken ist der Perainapfelbaum (Arange oder Oronge). Er trägt saure orangefarbene Früchte, hat eine breite Krone, helles Laub und kurze Dornen. Heimisch ist er jedoch im Regenwald und ein Sammelbegriff für ein Dutzend Arten, wie die sehr ähnliche Anfelsine, die kleine und schmackhafte Maraskerine, die gelbe Citrone und die grün-gelbe Limette. Bis zu zweimal jährlich blüht der Baum, und sein angenehmer Duft hält zuverlässig Blutsauger fern. Die flaschenförmigen und kopfgroßen Früchte des Brotfruchtbaums wiegen zwischen zwei und zehn Stein und sind gerade bei Affen beliebt. Waldmenschen mischen das mehlige, fade schmeckenden Fruchtfleisch mit Fett, Wasser oder Säften und backen Brot daraus. Im Unterholz gedeiht der Korallenbaum (Korallenstrauch) besonders üppig. Sein Name rührt daher, dass der bis zu zehn Schritt hohe Strauch meist so verwachsen ist, dass er an Korallen erinnert. Sein Holz ist feuerrot und wertvoll, doch größere Stämme sind nur selten zu finden. Aus den roten Schmetterlingsblüten bilden sich Hülsenfrüchte mit essbaren Samen. Zuhauf wächst auch die Bananenstaude (Mohische Banane). Aus einem Blattknoten schieben sich bis zu zehn Schritt hohe, palmenartige Blätter, zwischen denen der Fruchtstand – Büschel genannt – entsteht. In Reihen übereinander liegen daran die gekrümmten Bananen. Sie sind ein Hauptnahrungsmittel vieler Affenarten. Im Unterholz des Regenwaldes gedeiht das Brabaker Rohr, dessen hohle Stängel in der Regenzeit bis zu drei Spann pro Tag wachsen. Das Rohr wird im Süden allenthalben als Baumaterial für Häuser und Möbel genutzt. Im Norden ist es vornehmlich als Stock zur Züchtigung bekannt. Wo immer sie Halt finden, wachsen Orchideen und Farne. Die Sakowurzel ist ein Hauptnahrungsmittel für viele Waldmenschen und gedeiht in der Krautzone, ebenso das Truggras, denn der Übergang zu sumpfigem Gelände ist im Regenwald bisweilen fließend. Regengrüner Wald ist nur in den Regenzeiten voll belaubt. In der übrigen Zeit ist er häufig trocken und kommt vor allem an den Südmeerküsten vor. Die Bäume werden hier etwa so hoch wie im mittelhohen Regenwald. So auch der skurrile Fassbaum, der halb so dick ist wie hoch und eine Krone aus dünnen Ästen besitzt. Damit ist er auf längere Trockenzeiten eingestellt und speichert in seinem Stamm große Wassermengen. Sein Laub ist pfeilförmig und vielfach gefranst, die Blüte unauffällig, seine Früchte bohnenartig und lang. Weiterhin gedeihen hier Magnolie, Ginkgo, Lorbeer, Zypresse und Zwergplame sowie allerlei Kakteen und Schlangenbast. Häufig ist die Avocado (Brabakbirne), ein Strauch mit rauen, längsgestreiften Stängeln und gewundenen Zweigen mit ledrigen Zungenblättern. Sie blüht in kleinen grünlichen Sternblüten, aus denen die ebenfalls grüne birnenförmige Steinfrucht entsteht. Scharlachrote herzförmige Blätter hat die Amarant— Staude. Ihre Blüten sind langlebige, längliche und gelbe Knäule. Die Blüte des Yarumstabs lockt mit ihrem widerlichen Aasgeruch Fliegen an, um sie einzufangen und zu verdauen. Die seltsame Pflanze besteht aus einem weißlichen Blatt, das sich, einem Stehkragen gleich, um einen Schilfkolben windet, und großen lappigen Blättern. An Geländeübergängen wächst das Weiße und Rote Straußgras, dessen dünne Halme brusthoch werden und weit verzweige Rispen tragen. Weniger als halb so groß ist der Schwarze Nachtschatten. Von Ingerimm bis Travia blühen seine weißen Sternblüten, die zu schwarzen Beeren reifen. Die gesamte Pflanze ist äußerst giftig, wenngleich es schwierig ist, das Gift zu gewinnen, und sein Geschmack verräterisch rauchig ist. Der Nachtschatten kommt auch in Laubwäldern der gemäßigten Zone vor.

Der Nebelwald liegt noch oberhalb des Regengebirgswaldes und damit häufig in den Wolken. Hier ist es etwas kühler, und die Feuchtigkeit kondensiert zu Nebel. Nur hier kommt der berühmte Tiik-Tok-Baum vor. Der pyramidenförmige Nadelbaum wird bis zu 40 Schritt hoch und hat unter der hellen, faltigen Rinde ein extrem leichtes weißes Edelholz. Die Einheimischen bauen ihre Boote daraus, wenngleich es sehr anfällig für den Bohrwurm ist. Jedes noch so leichte Klopfen des Stamms ist weiter als zehn Schritt zu hören. Der Lebensbaum gedeiht in dieser großen Höhe ebenso wie Bergbambus. Nur im Nebelwald der Waldinseln wächst die Myrte, eine Familie von Sträuchern und kleinen Bäumen mit ledrigen Lanzettblättern, die zweimal jährlich gelbweiß oder blau blüht. Ihre Beeren oder Steinfrüchte sind voller ätherischer Öle.
Im Strandwald der Küstenbreiche gedeihen vor allem Kokos— und Dattelpalmen. Die Kokospalme wächst seitlich aus der Nuss und wird bis zu 15 Schritt hoch, ihre Rinde ist waagerecht geringelt und die aus dem Schopf sprießenden Wedel sind fransig. Unterhalb davon hängen die kopfgroßen, harthäutigen Riesennüsse mit ihrem weißen Fruchtfleisch und der erfrischenden Kokosmilch.