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Wälder

Wälder überziehen große Flächen Aventuriens und sind häufig Schauplatz von Abenteuern. Und doch gleicht kaum ein Wald dem anderen, zu unterschiedlich sind die Faktoren, die sein Gesicht prägen: Küstenwälder unterscheiden sich deutlich von Gebirgs— oder Auwäldern, obgleich sie beide im Mittelreich liegen. Die nachfolgenden Beschreibungen führen archetypische Wälder und die in der jeweiligen Region typischen Pflanzen auf, ohne abschließend sein zu wollen. Schließlich sind Wälder höchst individuelle Organismen, und ihr Antlitz ändert sich nicht nur mit den Jahreszeiten, sondern auch von Jahr zu Jahr und aufgrund der Nähe zu prägenden Landmarken oder Regionen.

Die Wälder des Nordens
Thorwal & Gjalskerland, Die Steppen der Orks, Die Streitenden Königreiche, Die Wälder des Nordens, Das Mittelreich.

Namentlich: Wälder an Ingval und Tommel, Waldflecken Thorwals, des Gjalsker Hochlands, des Orklands und des Svellttals, Südlicher Nornja, Wälder der Salamandersteine, Weidens und Greifenfurts, Wälder an Finsterkamm, Roter und Schwarzer Sichel, Drachensteinwälder, Wälder des Bornlands, Bornwald, Nordwalser Höhen, Überwals, Lettawälder, Täler des Ehernen Schwerts.

Die Wälder des Nordaventuriens

Die Wälder des Nordens sind meist urwüchsig und kaum durch eine zähmende Hand beeinflusst. Geprägt werden sie im Westen vom Meer der sieben Winde, im Osten vom Ehernen Schwert sowie den zentralen nördlichen Gebirgen wie dem Finsterkamm, den Salamandersteinen und den Sicheln.

Vor allem dank der hohen Luftfeuchtigkeit kommt an der Westküste häufig Mischwald mit mäßigem Unterholz und dichtem Krautbewuchs vor. Außer im Orkland sind Gewässer häufig. In den nördlichen Mittellanden, namentlich Greifenfurt, Weiden und dem Dominium Donnerbach, treten Nadel— und Bergwälder an den Gebirgen und Laubwälder in der Ebene auf. Im Bornland herrschen hingegen dichter Nadelwald und schattiger Bergwald vor, beide mit wenig Kraut oder Unterholz und nur gelegentlich Gewässern. Holzschneisen gibt es vor allem nahe menschlichen Ansiedlungen. Bornische Wälder sind zudem häufig von Schneebruch gezeichnet. Die Sommer sind gemäßigt, bisweilen heiß, die Winter an der Westküste bei mäßig starkem, häufigem Westwind feucht und schneereich. In den nördlichen Mittellanden und im Bornland wird es, bei von Norden wehenden Winden im Winter sehr kalt und schneereich.

Der am weitesten verbreitete Baum nördlich von Thorwal, Donnerbach und Firunen ist die Tanne. Sie bevorzugt Bergwälder und wächst in einer Höhe von bis zu 1.000 Schritt. Die Tanne ist Tiefwurzler und häufig die einzige Überlebende, wenn ein Sturm den Nadelwald trifft. Weithin sichtbar krönen Tannen manchen Höhenrücken mit ihrem charakteristischen Habitus, der geprägt ist von einem geraden, säulenartigen Stamm und den in regelmäßigen horizontalen Etagen wachsenden relativ kurzen Äste. An der Westküste und im Orkland ist die Weißtanne (Trondetanne, Nordmannstanne) häufig, in den Salamandersteinen und dem Weidener Blautann die Blautanne, in den Sichelgebirgen die Sicheltanne. Im Bornland bewaldet die Schwerttanne (Schwarztanne) vor allem das Eherne Schwert. An den Hängen der Salamandersteine bildet die Eibe (isd.: êibha; ‚Wachnest‘) ganze Wälder. Sie ist Phexens Baum, erscheint jedoch selten als Baum, sondern eher als ausladender, mehrstämmiger Strauch von bis zu 15 Schritt Höhe. Die Rinde ist rötlich und schuppig, ihre Nadeln sind dunkelgrün, flach und vergleichsweise stumpf. Im zeitigen Frühling blüht sie gelb, und im Herbst zeigen sich an den weiblichen Bäumen grellrote Beeren. Wie die ganze Pflanze sind diese giftig, und allein Achaz sind dagegen immun. Eibenholz ist federnd und wird daher im Bogenbau eingesetzt, so bestehen Elfenbögen traditionell aus Eibenholz. Die Fichte ist eine Verwandte der Tanne, wurzelt allerdings flach und neigt daher zu Sturmbruch. Ihre Form entspricht einem Kegel. In dichten Fichtenwäldern setzen die Äste erst recht weit oben an, und nur in freiem Stand ist sie bis zum Boden beastet. Sie wächst aus einem federnden Teppich brauner Nadeln, die sie ständig verliert und auf diese Weise andere Pflanzen verdrängt. Das harzige Fichtenholz ist ein beliebtes Baumaterial. In Andergast kommt vor allem die Schwarzfichte (Thuranfichte) vor. In Urwäldern, vor allem denen der Salamandersteine, kommt der seltene Mammutbaum (isd.: sequoia; ‚heimeliges Knarren‘) vor. Er ist mit über 100 Schritt Höhe der größte Baum Kontinentalaventuriens. Seine fingerdicke Borke ist rötlich, das Holz rot, die Nadeln ähneln denen von Wacholder und seine Zapfen sind kindskopfgroß. Mammutbäume sind extrem langlebig, einzelne Exemplare werden in hochelfischen Liedern sogar individuell benannt, sind also sicher 4.000 Jahre alt. Baumnymphen, Waldschrate und andere Kreaturen kümmern sich häufig um Mammutbäume. Als vornehmster aller Bäume gilt der heilige Baum Rondras, die Eiche (isd.: aigya: ‚Wehrhafter Wohnbaum‘). Sie benötigt viel Licht und Platz, was zu regelrechten Hainbildungen führt. Der Steineichenwald gilt als größter Eichenhain, wenngleich es auch in anderen Regionen große Bestände gibt. Die Eiche hat eine breite Krone, einen knorrigen Stamm und rissige Rinde. Ihre Blätter sind am Rand charakteristisch gewellt und ihre Früchte, die Eicheln, sind wertvolles Futter für Tier und gelegentlich Mensch. Eichen sind langlebige Bäume und ein Alter von 800 Jahren ist keine Seltenheit. Ihre Affinität zu Rondra zeigt sich vor allem darin, dass alte Eichen häufig von einem Blitz getroffen werden. Dies gilt bei Zwölfgöttergläubigen einerseits als ausgesprochen gutes Omen und andererseits als unmissverständlicher Hinweis, den rondraerwählten Baum bei Gewitter zu meiden. Das Holz der Steineiche gilt als das widerstandsfähigste Aventuriens. Es ist gleichermaßen wasser— wie feuerfest und wird bevorzugt für den Bau von Kriegsschiffen, Waffen, Schilden und Festungsanlagen genutzt. Die ebenfalls lichtliebenden Rotbuchen sowie Rosskastanien kommen ebenfalls in nördlichen Wäldern vor. Bis zu zwanzig Schritt hoch wird der Walnussbaum. Er bevorzugt Auwälder wie das Walsachtal im Bornland und die Menzheimer Au in Weiden. Im Ingerimm blüht er in Form von hängenden, grünen Kätzchen, aus denen sich große Nüsse in einer schnell verrottenden grünen Hülle entwickeln. Aus dieser Hülle lässt sich ein Färbe— (Nussbeize) und Gerbmittel herstellen. Nördlich des Yaquir sind sie die bedeutendste Nussart: Walnussöl wird als Genussmittel und Sonnenschutz weit gehandelt. Der berühmte Heilmagier Anconius lehrt, dass Walnüsse gegen Vergesslichkeit helfen, da ihr Aussehen dem des Gehirns ähnelt. Gelegentlich werden Walnussbäume von Baumfeen bewohnt, die Vilay (von isd.: val, ‚Hüter‘) genannt werden. Vornehmlich im Tiefland und hier vor allem im Herzogtum Weiden kommt die Weide (isd.: vaydha, ‚Jagdversteck‘) vor. Es gibt viele verschiedene Weidenarten und Erscheinungsformen. Die Silberweide wird bis zu 40 Schritt hoch und kann im Wasser wurzeln. Sie hat einen breiten Stamm, kräftige Äste und eine spitz-kegelige Krone. Besonders bekannt ist die Trauerweide mit ihren bis zum Boden hängenden Ästen. Die Kopfweide wächst überall in Mittelaventurien, vor allem aber dort, wo Felder mit Gräben entwässert werden oder Bäche das Land durchziehen. Ihre Zweige werden regelmäßig geschnitten und eigenen sich besonders gut für die Korbflechterei.

Eiche

Der Spinnendorn (Waldrebe, Clematis, Waldstrick) ist eine Kletterpflanze, die sich in der Gesellschaft lichtliebender Bäume wohlfühlt. Bis zu 30 Schritt lang werden ihre verholzenden Triebe und klimmen an die acht Schritt empor. Häufig bilden sie zwischen Baumstämmen und Ästen ein undurchdringliches Dickicht. Sie blüht unscheinbar, umso auffallender sind im Herbst ihre grauen, feinfiedrigen Fruchtstände, die an kleine, zu Hunderten im Dickicht sitzende Spinnen erinnern. Weißdornbüsche und Heidelbeeren bilden das Unterholz, sofern es nicht zu trocken oder zu dunkel ist. In allen nördlichen Wäldern fühlt sich die Ogerbeere wohl. Ihre etwa fünf Schritt hohen, behaarten Stängel wuchern zu üppigen und undurchdringlichen Dickichten. Die Stängelhaare sind spitz, glashart und brechen bei Hautberührung sofort ab. Einmal in der Haut, lösen sie schmerzhafte Entzündungen aus. Ihre Blätter sind umgekehrte, längliche Herzen mit blaugrau-verfilzter Unterseite. Im Sommer zeigen sich gelb-graue, nelkenartige Blüten, die zu den walnussgroßen weißlichen Ogerbeeren reifen. Diese verströmen einen widerlichen Gestank nach ranzigem Fett und fauligem Fleisch, was selbst erfahrene Waldläufer befürchten lässt, ein Oger lauere in der Nähe.

Allerlei Farne (isd.: faern, ‚Elfenschutz‘) tummeln sich am Waldboden. Häufig haben Elfen eine besondere Affinität zu ihnen, woher vermutlich der Aberglaube stammt, Farnsamen im Schuh könnten den Träger unsichtbar machen. Je nach Sorte, sind sie wenige Spann bis zu mehrere Schritt hoch und sprießen als sich entrollende Farnwedel aus dem Boden. Die Hirschzunge ist eine niedrige Form mit glatten, am Rand gewellten Blättern. Wurmfarn bildet typische, gefiederte Farnwedel, wird bis zu hüfthoch, und ein Sud aus seiner Wurzel soll gegen Wurmbefall helfen. Gerade im Albernischen, wo der Küstenwind durch die Wälder streicht, gedeiht der einfach gefranste Tüpfelfarn auf dem Boden und bisweilen auch in Astgabeln. Seine Samen zeigen sich als schwarze Tupfen auf den Blättern. Filigrane Wedel und glänzend schwarze Stängel hat das Elbenkraut, dessen junge Triebe Mensch und Elf wohl munden. An Bach— und Flussläufen gedeiht die Brennnessel bisweilen üppig, ebenso der Waldmeister, und auch Butterblumen zeigen im Frühling ihre goldenen Köpfchen. Wie das Knäuelgras wächst auch das kleinere Perlgras nur in Wald oder Gehölzen und bildet rostrote, blütenartige Spelzen aus. Gerade im feuchten Westküstenklima bilden sich allenthalben Moose, wie das Wald— und das Schratmoos. Das Schlangenmoos (Bärlapp) bildet kriechende Stängel von einem Schritt Länge, von denen kniehohe, aufragende Sporenähren abgehen, die im Rondramond reif sind. Aus den Samenkörnern kann ein Pulver hergestellt werden, das, wird es in die Luft geworfen und entzündet, in „Feuerbällen“ explodiert – ein beliebter Trick beim Fahrenden Volk.

Mittelländische Wälder (gemäßigtes und tobrisches Klima)
Das Mittelreich und Die Bingen der Zwerge.

Namentlich: Wälder zwischen Albernia und Garetien, Farindelwald, Windhager Wald, nördlicher Eisenwald, Koschwälder, Dunkelwald, Reichsforst, Bergwälder des nördlichen Raschtulswalls, Wälder der Trollzacken, Radromsbusch, Transysilischer und Tobimorischer Wald, Beilunker Wälder, Mendenische Au, Ogerbusch und andere Waldflecken zwischen Drachensteinen und Trollzacken.

Andergast Eibenwald

Mittelländische Wälder des gemäßigten Klimas bestehen aus Nadel— und Nadelurwäldern, häufig umringt von Mischwald mit dichtem Unterholz und mäßigem Krautbewuchs. Im Bereich der zahlreichen Bergketten herrscht Bergwald vor. Gewässer sind eher selten. Im tobrischen Klima kommen alle Waldarten vor, vor allem aber große Mischwälder mit mäßigem Unterholz und Krautbewuchs. Moore wie auch Gewässer sind hier häufig und formen ganz eigene, urtümliche Waldlandschaften. Die Sommer sind in beiden Regionen heiß, die Winter schneereich und kalt bis sehr kalt. Im Westen weht der Beleman und im Osten die Tobrische Brise. Holzschneisen gibt es in den zivilisierten Bereichen, wohingegen die ausgedehnten Wälder Transysiliens kaum Spuren menschlichen Eindringens zeigen. Dafür beherbergen sie jedoch manchen Schrecken aus der jüngeren Vergangenheit.

In den Nadelwäldern Mittelaventuriens ist die Rotfichte (Gemeine Fichte, fälschlich Rottanne) sehr häufig. Ihr Stamm ist gerade, in der oberen Stammhälfte sind die Zweige meist aufrecht ausgerichtet, in der unteren hängen sie bisweilen jedoch gebogen nach unten – ein Phänomen, das besonders bei alten Bäumen in Freistand, sogenannten „Mantelfichten“, vorkommt. Sie sind bei reisenden Abenteurern als Lagerplatz sehr beliebt. Rotfichten können uralt werden. In den Wäldern der Zwergengebirge sowie im Reichsforst herrscht die Blautanne vor. Typisch für Gebirge und die Wälder Tobriens ist die Firunföhre (Waldkiefer, Rotföhre, Forche). Ihre Äste setzen hoch am geradewachsenden, gelbrot berindeten Stamm an. Wenn sie im Ingerimm blüht, treibt der gelbe Blütenstaub ihrer Kätzchen in gelben Staubwolken durch den Wald. Kienspan, also Späne aus Kiefernholz, sind harzreich und dienen zum Heizen wie zur Beleuchtung. Im nördlichen Raschtulswalls gibt es ausgedehnte Eibenwälder. Einer der häufigsten Laubbäume Aventuriens ist die Rotbuche, mit ihrer grauen, glatten Rinde, der weit ausladenden Krone und den eiförmigen, spitzen Blättern, die sich im Herbst flammenfarben zeigen. Erst ab einem Alter von 50 Jahren bildet die Buche unscheinbare Blüten, die zu kleinen, dreikantigen Bucheckern heranreifen. Diese sind als nahrhaftes Futter bei Tieren, aber auch bei Elfen beliebt. Buchenholz ist hart und splitterarm und daher als Holz für Möbel und Feuer sehr beliebt. Die Buche ist Travia heilig, und ihre Äste sollen vor Rondras Gewittern schützen. In Elfenwäldern nehmen alte Buchen häufig ein besonders knorriges Aussehen an und werden dann Silber— oder Geisterbuchen genannt. In Mischwäldern steht die Linde (isd.: lindya) und soll Zuflucht vor allerlei Unbill der Wildnis bieten. Ein Tee aus ihren stark duftenden gelben Blüten ist ein bekanntes Mittel gegen Dumpfschädel. Die Rosskastanie gedeiht in allen Wäldern, in denen sie ausreichend Licht findet, wird bis zu 30 Schritt hoch und hat charakteristische fünfstrahlige Blätter. Im Ingerimm blüht sie mit üppigen weißen oder roten Blütenkerzen, aus denen im Herbst stachelige, mit Kastanien gefüllte Früchte entstehen. Sie dienen Wild und Vieh gleichermaßen als Futter. In Tieflagen und an Gewässern aller Art gedeihen Weide und Erle. Die Hasel kommt im Unterholz von Laubwäldern vor. Auf Lichtungen wächst die Himbeere (Himmelbeere) mit ihren bis zu vier Schritt langen Trieben zu undurchdringlichem Dickicht heran. Ihre kleinen, einfachen Blüten duften leicht nach Rose und reifen zu schmackhaften, samtigen Beeren. Im Waldesschatten gedeihen Spinnendorn und Ogerbeerenranke. Ein kleiner Strauch mit gelbgrauer Rinde ist der Seidelbast (isd.: say’dhaba, ‚geformtes Hausgewächs‘), der schon im Tsamond lila oder lachsfarben blüht. Elfen lassen ihn an ihren Pfahlbauten wachsen, weil die Berührung ihrer Äste bei anderen Rassen einen juckenden Hautausschlag auslöst. Entlang von Bächen und wo immer Platz ist, wuchern Brenn— und Goldnessel, Farne, Knäuelgras, Perlgras und Butterblume. Wo weder Strauch noch Kraut gedeiht, wachsen Schrat— und Waldmoos.

In allen Wäldern, vor allem aber den Elfenwäldern, ist der Waldmeister (Labkraut, Färberröte) zu finden. Er verströmt einen frischen, einzigartigen Geruch. An seinem spannhohen Stängel liegen, wie Quirle angeordnet, sternförmige, achtspitzige Blätter. Im Frühling entfaltet sich darüber ein Sträußchen filigraner weißer Blüten. Waldmeister wird verwendet, um Milch gerinnen zu lassen und Käse herzustellen. Der Name Färberröte rührt daher, dass der Stängel einen rosafarbenen Saft führt, der in kochendem Wasser Stoff ziegelrot färbt. Allerlei Legenden ranken sich um diese Pflanze, so soll es in jedem Wald einen Wahren Waldmeister geben, ein schritthohes Exemplar, in dessen Nähe sich häufig Kobolde und andere Wesen aus der Anderswelt tummeln. Das Ingerimmsglöckchen wächst in Laubwäldern. Es blüht im Ingerimm und bildet dann ein halbes Dutzend wohlriechende weiße Kugelblüten. Sie reifen zu kleinen roten Beeren, die sehr giftig sind. Ebenfalls im Frühling blüht die Hohe Schlüsselblume, der Legende nach eine der Göttin Tsa liebe Pflanze.

Mittelländische Wälder (yaquirisches Klima)
Das Horasreich, Aranien, Die Lande der Tulamiden.

Namentlich: Wälder von Kuslik, Arivor und Malur, Phecanowald, Wälder der Goldfelsen, der Brigella und Bosquiriens, Neethanische Wälder und des Amhallassihs, Wälder und sonstige Waldflecken des Lieblichen Feldes, der Drôler Halbinsel und Almadas, Feenwälder der Zyklopeninseln.

Die Wälder zwischen Grangor im Norden und Drôl im Süden, dem Meer der Sieben Winde im Westen und den Bergketten von Eternen und Hohen Eternen im Osten werden dem yaquirischen Klima zugeordnet. Lichter Laubwald ist die übliche Waldart, gelegentlich ergänzt durch Misch— und Bergwald. Im milden Klima fallen das Unterholz mäßig und der Krautbewuchs gering aus. Gewässer gibt es selten und Holzschneisen nur gelegentlich. Das Klima dieser Region ist mild, mit heißen Sommern, jedoch nur kühlen und regenreichen Wintern. Häufig bläst hier der mäßige Beleman von Westen. In den heißen Sommermonden kann es zu Waldbränden kommen.

Die Bosparanie (Edelkastanie) kommt in den Wäldern des yaquirischen Klimas häufig vor. Sie ist nicht nur der heilige Baum Praios’, sondern zugleich Wahrzeichen des Lieblichen Felds. Die Bosparanie benötigt viel Licht und kann bei günstigen Bedingungen 30 Schritt hoch werden, hat spannlange, vielfach gezackte Blätter und ihre Früchte reifen in einer Stachelhülle zu Maronen (Esskastanien) heran. Diese werden ab Efferd geerntet und sind ein beliebtes Nahrungsmittel mit vielen Verwendungsmöglichkeiten. Auch die Pinie ist typisch für diese Breiten und bildet bisweilen lichtdurchflutete Haine ohne nennenswertes Unterholz. Nahe an Gewässern, vor allem dem Yaquir, wächst die Weide, häufig sind Purpur— und Salweide (Palm-, Kätzchenweide). Erstere hat auffälliges, rötliches Laub und wächst als Strauch von bis zu fünf Schritt Höhe. Letztere blüht im zeitigen Frühjahr und lockt damit Bienen an. Sie kann bis zu 12 Schritt hoch werden und bildet eine breite Krone. Obgleich Efferds Baum, wächst die Zeder (tul.: zedra) in Bergwäldern. Sie ist ein großer, immergrüner Baum mit breiter Krone und kommt mit relativ wenig Wasser aus. Ihre Nadeln sind dunkel— bis blaugrün und spitz, die kompakten, eiförmigen Zapfen stehen auf den Ästen. Zedernholz ist hellbraun, leicht zu verarbeiten, dabei aber dauerhaft und verströmt einen aromatischen Duft. Es wird gerne im Schiffsbau verwendet. Mittels Destillation wird Zedernöl aus dem Holz gewonnen und als Mittel gegen stechende Insekten, als Räucherwerk und Balsam bei Mumifizierungen eingesetzt. In den Feenwäldern der Zyklopeninseln wächst die Zyklopenzeder, eine für die Herstellung von Zauberstäben beliebte Baumart.

Spinnendorn wuchert auch in den südlichen Wäldern. Das Geißblatt (Heckenkirsche) ist eine sommergrüne, verholzende Kletterpflanze und wächst überall. Findet sie weder Baum noch Strauch, um daran zu ranken, windet sie sich auch um sich selbst. Sie hat einfache, spitze Blätter und schlauchartige rote Blüten, die sich erst abends öffnen und mit ihrem Duft Nachtschwärmer anlocken. Übermannshoch kann die Goldrute werden, eine Staude, die von Praios bis Ende Travia in üppiger gelber Blüte steht. Im Volksmund heißt es, Goldruten wären aus dem Stab einer großen Zauberin oder gar Fee entstanden. Schachtelhalm und Brennnessel, Knäuelgras und Ingerimmsglöckchen gedeihen auch in Wäldern des yaquirischen Klimas. Wo immer zwischen Phecadien, Chababien und dem Reichsforst der Drachentöter sein Blut vergossen hat, wächst, der Legende nach, das Geronsblut (Geranie). Sie gehört zu den Storchschnabelgewächsen, hat große bunte Blüten, und ihre Früchte bilden schnabelartige Verlängerungen, die reife Samen von sich schleudern. Eine Besonderheit dieser Gefilde ist der große Flügelfarn.

Immergrüne Wälder (Südosten)
Das Mittelreich, Aranien, Die Lande der Tulamiden.

Namentlich: die Wälder am östlichen und südlichen Raschtulswall sowie südöstlich davon, Wälder um Perricum, des Baburiner Beckens, Aranischer Busch, Gadangwälder, Waldflecken Mhanadistans, der Elburischen Küste, des Yalaiads, Khoramwälder, Khunchomer Wälder, Hochlandwälder von Awalkim, Aschubim, dem Stierbuckel, dem Thalusmassiv und der Unauer Berge.

Die immergrünen Wälder des Südostens sind vielgestaltig und zeigen je nach Lage unterschiedliche Ausprägungen. Im Bergland ist dies der Nadelurwald mit mäßigem Unterholz und dichtem Krautbewuchs an Gewässern. Im Hochland zeigt sich trockener Dornwald ohne Kraut. Im Tiefland dominiert hingegen feuchter Laub— und Palmwald mit mäßigem Unterholz und Krautbewuchs. Das Klima ist heiß und trocken, allein während der beiden Regenzeiten kommt es zu sehr starken Niederschlägen. In beinahe allen Lagen kommt die Zypresse vor. Sie wächst kegelförmig bis zu einer Höhe von 50 Schritt, kann aber auch ausladende Kronen bilden. Ihre Nadeln gleichen eher kleinen Schuppenblättchen, und die runden, kleinen Zapfen bleiben viele Jahre geschlossen, bis sie sich durch Feuereinwirkung öffnen. Äußerlich ähnelt der Lebensbaum (tul.: thuje, thuja) der Zypresse sehr. Er bildet leicht Ableger, indem selbst kleine Zweige bei Bodenkontakt Wurzeln schlagen, was zu regelrechten Dickichten führt. Gefährlich ist der Lebensbaum für Vieh, denn obgleich giftig, sind seine Zweige wohlschmeckend, und Pferde neigen dazu, ganze Äste zu fressen, um im Anschluss sehr unter der Vergiftung zu leiden. Im Bergland des Südens gedeiht die Eibe in regelrechten Hainen. Weit verbreitet ist auch der Maulbeerbaum. Er kann bis zu 15 Schritt hoch werden, hat eine glatte Rinde und glänzende ledrige Blätter, deren Form selbst an einem einzigen Baum variiert. Seine an lange Brombeeren erinnernden Früchte sind saftig, sehr süß und essbar. Sie werden im Süden gerne getrocknet und als nahrhafte Wegzehrung verwendet. Webervögel schätzen den Maulbeerbaum und bauen regelrechte Baumburgen darin. Eigentlich in Grasländern zu Hause, wächst die Stechpalme auch in den immergrünen Wäldern des Südens. Seine bandförmigen Blätter haben den Schlangenbast benannt, einen großen, grasartigen Busch. Nach der Regenzeit bildet er Blütenstiele mit schlauchförmigen purpurnen Blüten, die zu blauen Beeren reifen. Die Bartflechte wächst überall, gerne auch auf Bäumen, und lässt graue und grüne Bärte bis auf den Boden herabhängen.

Im südöstlichen Bergland bildet die Zeder ganze Wälder. Eher einzelgängerisch und nicht selten von skurriler Form ist der Gespensterbaum (Drachenbaum). Er hat einen Stamm sowie bündelartig aufragende, dickfleischige Blätter, ähnlich der Agave, und gehört zu den Kakteen. Tulamiden nennen ihn Nurhanifez, was „Siebengehörnter Geisterhut“ bedeutet. Hochländer werden von Akazien und Zwergpalmen geprägt.

Palmen dominieren das Tiefland, allen voran die Große Dattelpalme (tul.: tamar, Palme), die überall sowohl als Kulturpflanze als auch wild vorkommt. Ihr Stamm ist aufwärtsgeschuppt, und erst in etwa 25 Schritt Höhe trägt sie einen grünen, gefiederten Kopf. Die Datteln, längliche braune Früchte von süßem Geschmack, werden im Süden als geschätzte Nascherei, haltbarer Proviant und zum Keltern süßen Dattelweins genutzt. Eine Tamar ohne Genehmigung zu fällen, ist in vielen Landstrichen ein todeswürdiges Verbrechen. Weitere Palmenarten sind die zur Gewinnung von Palmöl in Hainen angepflanzte Ölpalme mit buschigem Schopf und roten Früchten sowie die Kalifenpalme (Königspalme). Mit ihrem ebenmäßigen Wuchs und den prächtig gefiederten Wedeln hat letztere das Bild vom Land der Ersten Sonne geprägt wie kaum eine andere Pflanze. Der Ginkgobaum gilt Tulamiden als der ersterschaffene Baum, scheint er doch Nadel— und Laubbaum in Einem zu sein. Sein Habitus ähnelt von fern einem Nadelbaum, und seine breiten gefächerten Blätter weisen überdeutliche, an Nadeln erinnernde Adern auf. Allein wegen dieser „Zweifachheit“ ist er Maraskanern lieb und teuer. In überwiegend trockenen Landstrichen sind Kakteen, Goldpinien und der Ölbaum (Olivenbaum) prägend. Ölbäume sind langlebige, knorrige Bäume mit lederartigen, lanzettigen Blättern, die nur selten über zehn Schritt hoch werden. Zwar wächst er auch wild, doch bei weitem häufiger in Hainen. Oliven werden größtenteils zu Öl gepresst, aber auch gerne in allen erdenklichen Formen verzehrt. Für Achaz ist Olivenöl ein leichtes Einnahmegift. Der Sicheldorn wächst in diesen trockenen Gefilden ebenso wie Eselsdistel und Goldnessel. Eine kletternde, aus einer Knolle entspringende Staude ist die Yamswurzel. Sie bildet zahlreiche Luftknollen, die zu Mehl verarbeitet werden.

In feuchteren Lagen, wie Flusstälern und dergleichen, gedeiht die Magnolie, die auch in Gärten bis hinauf nach Gareth kultiviert wird. Der Baum an sich ist eher klein, dunkel berindet und mit länglichen Blättern ausgestattet. In der Blütezeit bedecken jedoch große weiße bis rote Blumen den Baum und verströmen einen angenehmen Duft. Ihre Fruchtstände ähneln langen, sehr dünnen Gurken. Der Riesenschachtelhalm wächst vor allem in Thalusien. Farne, wie Adler-, Purpur— und Schwertfarn, werden im warmen, feuchten Klima sehr groß. Weiterhin kommen Aralie und Halfagras vor. Besonders in den Auwäldern rankt Rahjas Wilder Wein (aran.: veitschi) bis zu zehn Schritt hoch. Zweige und Stängelranken sind im Frühling hellrot, das typische Weinlaub im Sommer frisch grün und im Herbst feuerrot. Ganze Wälder zeigen sich zu dieser Jahreszeit in Rahjas Farbe.