Aventurica Logo

Sümpfe, Marschen und Moore

Oberflächlich betrachtet sind Sümpfe, Marschen und Moore das Gleiche: feuchte Landstriche, die von trügerischem Grund, Wasser, Schlamm und einer häufig übelmeinenden Flora und Fauna bestimmt sind. Tatsächlich unterscheiden sich die drei Geländetypen jedoch deutlich voneinander. Marschland erstreckt sich in einem etwa 20 Meilen breiten Streifen entlang von Küsten in der Gezeitenzone. Es ist geprägt von Tümpeln, Brackwasser und Prielen. Sümpfe liegen hingegen an Ufern von Süßgewässern, und ihre Böden sind beinahe ständig mit Wasser getränkt. Beide weisen meilenweite Schilfgürtel auf und beide können zeitweise trocken fallen. Moore hingegen sind stets nass und haben federnde, schritthohe Torfböden. Mit den Sümpfen haben sie Mooraugen und Sumpfgas gemein. Mooraugen sind Wasseransammlungen, die an Seen erinnern und häufig im Zentrum des Gebiets liegen. Sumpfgas entsteht aus verfaulenden Pflanzenresten, stinkt fürchterlich und ist zudem leicht entzündlich.

Nördliche Feuchtländer
Thorwal & Gjalskerland, Die Steppen der Orks, Die Wälder des Nordens, Die Streitenden Königreiche, Das Mittelreich.

Namentlich: Sümpfe: Svelltsümpfe, Nebelmoor, Totenmoor; Marschen: Brinasker Marschen (Enqui), Havener Marschen, Muhrsape (Delta des Großen Flusses), Misa-Auen, Mendenische Sümpfe; Moore: Hochmoore des Bornlands, kleinere Moore der Thorwalregion, des Gjalsker Hochlandes, der Taiga, der Lettawälder, am Thuran-See, Tobriens etc.

Nördliche Feuchtländer sind häufig von Nebel durchwaberte, schlecht beleumundete Landstriche, in denen abgestorbene Bäume und Ruinen das Ihre zu einer unheimlichen Stimmung beitragen. Im Marschland mit seinen ständig wechselnden Wasserständen gedeiht recht wenig Vegetation. Die Blutalge ist selten. Tritt sie doch einmal auf, dann schlagartig und in solchen Mengen, dass sie ganze Abschnitte des Marschlandes rot färbt. Kaauvilgras (Salzgras) wird bis zu mannshoch und gedeiht auch noch in Brackwasser. Seine Blätter haben eine harte Sägekante, an der sich Unachtsame tiefe Schnitte zuziehen können. Sumpfwiesen sind häufig von hüfthohem Riedgras (Segge) bestanden, einem Sauergras, dessen Stängel dreikantig sind, und das scharfe, lange Blätter hat. Seine im Frühjahr auftretende Blüte ähnelt fransigen weinroten Ähren.

Im Sumpf wachsen nur wenige Bäume, eine Ausnahme bildet die Boronsweide, die wegen ihrer besonders dunklen Rinde reichlich unheimlich wirkt. Es heißt, wo sie gründet, hat stets ein Schuldiger sein Leben ausgehaucht. Überall im Feuchtland, vor allem an Mooraugen, tritt Schilf auf. Zu den Wasserpflanzen zählt der weit verbreitet Froschlöffel (Egelkraut). Er wurzelt im Wasser, reckt seine namensgebenden breiten und löffelförmigen Blätter aber weit empor. Im Sommer bildet er Rispen mit kleinen rosafarbenen Blümchen, die nur einen Tag blühen. Im Wuchs gleicht ihm das Pfeilkraut mit seinen unverkennbaren dreizackigen Blättern. Es blüht ebenfalls im Sommer und zeigt dann dreiblättrige, an einfache Rosen erinnernde Blüten mit roten Herzen. Unter Wasser wuchert die Wasserpest, eine Schlingpflanze mit langen Girlanden voller kleiner lanzettiger Blätter, deren langstängelige Blüten aus dem Wasser ragen. In Flüssen kann sie zu einer regelrechten Plage werden, da sich aus jeder abgerissenen Knospe eine neue Pflanze bildet.

Sümpfe, Marschen und Moore Aventuriens

Schwarzerlen fühlen sich auch im Moor wohl, sie werden bis zu 25 Schritt hoch, sind schlank gewachsen und tragen zur grauen Rinde glänzende dunkelgrüne Blätter. Gelegentlich gedeiht hier auch ein mehrstämmiger Strauch namens Faulbaum. Er wird bis zu vier Schritt hoch, hat eine leicht faulig riechende Rinde und bildet ungenießbare Beeren, die erst grün, dann rot und schließlich schwarz sind. Aus seiner Rinde kann ein Abführmittel hergestellt werden. Der geduckt wachsende Gagelstrauch ähnelt Weidegewächsen, und seine Äste sind mit gerbstoffreichen Kügelchen übersäht, die einen würzigen und betäubenden Duft verströmen. Seine Steinfrüchte sind ungenießbar, der Strauch selbst wird jedoch als Bierwürze verwendet. Mancherorts gedeiht im Moor auch die Kratzdistel. An niedrigem Bewuchs kommt vor allem Wollgras vor. Die Sumpfdotterblume (Borndotterblume) wächst in kräftigen Horsten, hat große und runde sattgrüne Blätter und bildet im Frühjahr gelbe Blüten. In Hochmooren gedeiht Porst, ein weißblühender, kampferartig riechender Strauch von bis zu anderthalb Schritt Höhe. Niedriger und beinahe unscheinbar ist der Große Sonnentau, eine fleischfressende Pflanze. Ihre zungenförmigen Blätter sind über und über mit winzigen, klebrigen Tentakeln besetzt und rollen sich mit ihrer Beute – Käfern, Egeln, Fröschen, ja sogar Mäusen – zusammen.

In allen drei Gebietstypen wächst Torfmoos und bildet allenthalben schwammige Polster.

Südliche Feuchtländer
Das Horasreich, Die Lande der Tulamiden, Aranien, Die Stadtstaaten Meridianas, Die Echsensümpfe, Die Dampfenden Dschungel, Altoum und die Waldinseln, Die Insel Maraskan.

Namentlich: Mhanadi-Delta, Rashduler Sümpfe, Ongalobecken, Thalusische Sümpfe, Echsensümpfe, Loch Harodrôl, Sümpfe der Südelemitischen Halbinsel, Chorhoper Marschland, Sumpfland von H’Rabaal, Mysobien, Ilara-Sümpfe, Moskitoinseln, Papyrussümpfe Süd-Maraskans sowie Mangrovensümpfe der Küsten Südund Südostaventuriens und der Inseln.

Südliche Feuchtländer

Auch südliche Feuchtländer erfreuen sich keines guten Rufs. Hier wie im Norden dienen sie häufig als Rückzugsort lichtscheuen Gesindels, Brutstätte übler Krankheiten und Heimstatt gefährlicher Flora und Fauna. Auch sie sind häufig nebelig, warten mit Mooraugen, Sumpfgas und zudem Wolken aus nimmermüden, stechwilligen Insekten auf. Die Gezeitenzone wird neben Prielen und Brackwasser vor allem durch Mangrovenwälder geprägt. Es ist heiß, häufig unerträglich schwül, und nur der recht häufige Seewind verschafft dann etwas Erleichterung. Im Südosten weht überwiegend der sanfte Siral gen Nordost. Während der beiden Regenzeiten kommt es zu großflächigen Überschwemmungen.

Die südlichen Binnen— und Küstensümpfe werden von der Mangrove beherrscht. Sie gehört zu den Myrtengewächsen, hat ledrige Lanzettblätter und blüht zweimal jährlich gelb-weiß oder blau. Ihre Rinde enthält Tannine und wird darum in der Gerberei genutzt. Die Mangrove kann bis zu 15 Schritt hoch werden und steht ebenso im Meer wie in Flüssen direkt am Ufer oder auf dem Strand. Das Besondere an ihr sind die Stelzwurzeln, dank denen sie auch in Schlamm und Sand Halt findet. Speeren gleich ragen Stütz— und Atemwurzeln in einem Radius von bis zu vier Schritt um den Baum aus Grund und Wasser und bilden eine beinahe undurchdringliche Barriere. Die Sumpfzypresse gedeiht ebenfalls an nassen Standorten. Vor allem der besseren Standfestigkeit wegen bildet sie Atemknie oder Luftknie, senkrechte Auswüchse von Wurzeln, die den Boden durchbrechen und an denen sich ein achtloser Wanderer verletzen kann. Ebenfalls in Sümpfen anzutreffen ist die Zwergpalme. Der Sumpfschachtelhalm (tul.: duwok) trägt maßgeblich zur Verlandung von Gewässern bei und wird darum gerne von Bauern eingesetzt, obgleich er leicht giftig ist. Bis zu zwölf Schritt hoch und faustdick wird der in den Sümpfen des Südens häufige Riesenschachtelhalm. Aus kopfgroßen Knoten entspringen quirlige Seitenäste. Aufrecht wie eine Lanze ragt hingegen das Lanzenschilf aus dem Sumpf. Seine Seitenblätter sind fein gesägt und recht stabil, was zu tiefen Schnittwunden führen kann. Ein bis zu drei Schritt hohes Röhricht aus glatten Stängeln, die in einem buschigen Schopf auslaufen, bildet die Papyrusstaude. Sie wird als Material für Matten, Netze, Boote, Hütten, ja sogar Kleidung verwendet. Schon in grauer Vorzeit wurde das Mark der Stängel in Streifen geschnitten, kreuzweise übereinandergelegt und gepresst. Der so entstandene Papyrus gilt tulamidischen Magiern und Gelehrten nach wie vor als unersetzliches Schreibmaterial, dem weder Pergament noch Papier das Wasser reichen können. Bis zu sieben Schritt hoch wird das in den südlichen Feuchtländern verbreitete Zuckerrohr. Die Wasserhyazinhte ist eine freischwimmende Wasserpflanze mit runden, glänzenden Blättern und lila Blüten. Sie wächst ungemein schnell, und ohne Fressfeinde wuchert sie, wie die Wasserpest, ganze Gewässer zu. Ebenfalls im Wasser wächst die Krebsschere. Ihre schwertförmigen Blätter sind meist untergetaucht und haben einen stachelig gezahnten Rand, an dem sich ein Schwimmer lästige Wunden zuziehen kann. Eine der größten Gefahren südlicher Feuchtländer ist des Truggras, das einem Betrachter vorgaukelt, vor einer saftigen Wiese zu stehen. Tatsächlich ist es jedoch ein nur wenige Finger dicker schwimmender Teppich aus ineinander verwobenen, saftig grünen Halmen, unter dem sich Mooraugen und todbringende Tiere verbergen können. Wie im Norden gedeihen hier Torfmoos und Blutalge.